Berlin-Tempelhof ist vor allem für das beeindruckende Tempelhofer Feld bekannt, die weitläufige Freifläche des ehemaligen Flughafens. Doch der Bezirk hat weit mehr zu bieten als nur dieses bekannte Wahrzeichen. Abseits der ausgetretenen Touristenpfade finden sich zahlreiche versteckte Schätze, die einen Besuch wert sind. Dieser Artikel stellt zehn unterschätzte Sehenswürdigkeiten in Tempelhof vor, die selbst vielen Berlinern unbekannt sind und die das historische und kulturelle Erbe dieses vielseitigen Bezirks repräsentieren.
1. Die Dorfkirche Tempelhof: Mittelalterliches Juwel mit Ordensgeschichte
Geschichte und Architektur
Die Dorfkirche Tempelhof ist das älteste erhaltene Gebäude des Bezirks und ein beeindruckendes Zeugnis der mittelalterlichen Geschichte Berlins. Sie wurde bereits im 13. Jahrhundert erbaut, vermutlich von den Tempelrittern, die dem Bezirk seinen Namen gaben. Der älteste Teil der Kirche, der Kirchturm aus Feldsteinen, stammt aus dieser Zeit und hat die Jahrhunderte nahezu unverändert überdauert.
Die Kirche hat im Laufe ihrer Geschichte mehrere Um- und Erweiterungsbauten erfahren. Das Langhaus wurde im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erneuert, während der Innenraum im 18. Jahrhundert barocke Elemente erhielt. Trotz aller Veränderungen hat die Kirche ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt und bildet einen faszinierenden Kontrast zur umliegenden modernen Bebauung.
Besondere Merkmale und Besucherinformationen
Besonders sehenswert sind die mittelalterlichen Wandmalereien, die bei Restaurierungsarbeiten unter späteren Farbschichten entdeckt wurden. Sie zeigen biblische Szenen und Heiligendarstellungen und geben einen Einblick in die Glaubenswelt des Mittelalters. Auch die barocke Kanzel und der Taufstein aus dem 15. Jahrhundert sind kunsthistorisch bedeutsam.
Die Kirche ist in der Regel dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr und sonntags zu den Gottesdienstzeiten geöffnet. Führungen werden nach Voranmeldung angeboten und geben einen tieferen Einblick in die Geschichte und Architektur dieses bemerkenswerten Bauwerks. Der kleine Friedhof, der die Kirche umgibt, lädt zum Verweilen ein und bildet eine grüne Oase inmitten des städtischen Umfelds.
2. Alter Park: Historische Grünanlage mit versteckten Denkmälern
Geschichte und Gestaltung
Der Alte Park in Alt-Tempelhof ist eine historische Grünanlage, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Ursprünglich als Gutspark angelegt, wurde er später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und hat sich zu einer beliebten Naherholungsfläche für die Anwohner entwickelt. Die parkähnliche Gestaltung mit altem Baumbestand, geschwungenen Wegen und kleinen Plätzen lädt zum Spazieren und Verweilen ein.
Besonders reizvoll ist der Kontrast zwischen der historischen Anlage und der umgebenden Stadtlandschaft. Der Park bildet eine grüne Insel inmitten der urbanen Bebauung und bietet einen ruhigen Rückzugsort vom Großstadttrubel. Die alten Bäume, darunter einige bemerkenswerte Exemplare wie eine über 150 Jahre alte Platane, verleihen dem Park seinen besonderen Charakter.
Denkmäler und verborgene Schätze
Im Alten Park finden sich mehrere interessante Denkmäler, die oft übersehen werden. Das bekannteste ist das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das 1924 errichtet wurde. Die schlichte Stele aus Sandstein ist von einer kleinen, gepflegten Anlage umgeben und lädt zur stillen Besinnung ein.
Weniger bekannt, aber umso reizvoller ist die kleine Skulpturensammlung, die über den Park verteilt ist. Diese Sammlung moderner Kunstwerke wurde in den 1980er Jahren angelegt und umfasst Arbeiten lokaler Künstler. Besonders sehenswert ist die abstrakte Bronzeplastik „Wachstum“, die inmitten eines Blumenbeetes platziert ist und einen interessanten Kontrast zur natürlichen Umgebung bildet.
Der Alte Park ist täglich geöffnet und kostenlos zugänglich. Besonders schön ist ein Besuch im Frühling, wenn die zahlreichen Blumenbeete in voller Blüte stehen, oder im Herbst, wenn die alten Bäume ihr farbenprächtiges Laub zeigen.
3. Ullsteinhaus: Expressionistisches Industriedenkmal und Kreativzentrum
Architektur und Geschichte
Das Ullsteinhaus im Süden Tempelhofs ist eines der beeindruckendsten Zeugnisse der Berliner Industriearchitektur. Der mächtige Bau wurde zwischen 1925 und 1927 nach Plänen des Architekten Eugen Schmohl für den Ullstein-Verlag errichtet. Mit seiner markanten Fassade aus rotem Klinker und dem charakteristischen Turm, der ursprünglich als Wasserturm diente, ist das Gebäude ein herausragendes Beispiel des expressionistischen Baustils und ein wichtiges Industriedenkmal.
In seiner Blütezeit arbeiteten hier über 2.000 Menschen in der Druckerei und dem Verlag. Das Gebäude beherbergte nicht nur Druckmaschinen und Büros, sondern auch eine eigene Kantine, Sozialräume und sogar ein Schwimmbad für die Mitarbeiter – für die damalige Zeit revolutionäre Arbeitsplatzbedingungen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude teilweise beschädigt, und nach der deutschen Teilung wurde der Verlag in West-Berlin neu gegründet.
Heutige Nutzung und Besichtigungsmöglichkeiten
Heute ist das Ullsteinhaus ein lebendiges Kreativzentrum, in dem zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Medien, Design und Kunst ihren Sitz haben. Die imposanten Industriehallen wurden in moderne Büro- und Atelierräume umgewandelt, wobei der historische Charakter des Gebäudes bewahrt wurde. Die Mischung aus industriellem Erbe und zeitgenössischer Kreativität schafft eine einzigartige Atmosphäre.
Besonders sehenswert ist die Eingangshalle mit ihrer aufwändigen Art-Déco-Gestaltung und den originalen Messingaufzügen. Zweimal im Jahr, am Tag des offenen Denkmals und während der Tage der offenen Ateliers, können Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen und die beeindruckenden Innenräume besichtigen. Auch ohne geführte Tour lohnt sich ein Blick in die öffentlich zugängliche Eingangshalle und ein Rundgang um das imposante Gebäude.
4. Franckepark: Verborgene Parkanlage mit botanischen Schätzen
Geschichte und Gestaltung
Der Franckepark im Ortsteil Mariendorf ist eine der schönsten Grünanlagen Tempelhofs und dennoch überraschend wenig bekannt. Die Parkanlage geht auf das 19. Jahrhundert zurück und war ursprünglich der Privatpark der Familie Francke, die hier ein Rittergut besaß. 1925 wurde der Park von der Stadt Berlin erworben und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die parkähnliche Landschaft mit ihrem alten Baumbestand, den Teichen und geschwungenen Wegen folgt dem Ideal des englischen Landschaftsgartens. Besonders reizvoll ist der große Teich im Zentrum des Parks, der von Trauerweiden gesäumt wird und auf dem Wasservögel heimisch sind. Die hügelige Topografie – eine Seltenheit im sonst flachen Berlin – bietet immer wieder überraschende Ausblicke und macht einen Spaziergang zu einem abwechslungsreichen Erlebnis.
Botanische Besonderheiten und Erholungsangebote
Was den Franckepark besonders auszeichnet, ist sein reicher Baumbestand mit vielen exotischen Arten. Hier finden sich seltene Exemplare wie der Ginkgo, der Tulpenbaum und verschiedene Mammutbaumarten. Informationstafeln entlang eines botanischen Lehrpfads erläutern die Besonderheiten dieser botanischen Schätze.
Der Park bietet neben seiner natürlichen Schönheit auch verschiedene Freizeitangebote. Ein Spielplatz, Tennisplätze und Liegewiesen laden zu aktiver Erholung ein. Die kleine Gaststätte „Franckestübchen“ am Rande des Parks bietet bei schönem Wetter Terrassen mit Blick auf den Teich und ist ein beliebter Treffpunkt für die Anwohner.
Der Franckepark ist das ganze Jahr über geöffnet und kostenlos zugänglich. Besonders reizvoll ist ein Besuch im Frühling, wenn die Rhododendren blühen, oder im Herbst, wenn die vielfältigen Laubbäume ein farbenprächtiges Schauspiel bieten.
5. Friedhof Columbiadamm: Geschichtsträchtiger Ruheplatz mit islamischem Erbe
Geschichte und kulturelle Bedeutung
Der Friedhof Columbiadamm ist einer der geschichtsträchtigsten und kulturell vielfältigsten Friedhöfe Berlins. Er besteht aus drei Teilen: dem historischen Garnisonsfriedhof, dem islamischen Friedhof und dem Friedhof der Märzgefallenen. Besonders bemerkenswert ist der islamische Teil, der 1866 als erster muslimischer Friedhof in Deutschland angelegt wurde – für die osmanischen Soldaten und Diplomaten, die damals in Berlin stationiert waren.
Der Garnisonsfriedhof geht auf das 18. Jahrhundert zurück und beherbergt die Gräber zahlreicher preußischer Militärs, darunter hochrangige Offiziere und Generäle. Hier spiegelt sich die preußische Militärgeschichte in beeindruckenden Grabmälern und Denkmälern wider. Der Friedhof der Märzgefallenen erinnert an die Revolutionäre, die während der Märzrevolution 1848 ihr Leben ließen.
Bedeutende Gräber und Besonderheiten
Zu den bemerkenswertesten Gräbern auf dem Friedhof Columbiadamm gehören:
- Das Grab von Manfred von Richthofen, besser bekannt als der „Rote Baron“, einem legendären Jagdflieger des Ersten Weltkriegs
- Die letzte Ruhestätte des osmanischen Botschafters Mehmed Ali Pascha
- Das Ehrengrab für die Märzgefallenen von 1848, ein wichtiges Denkmal der deutschen Demokratiegeschichte
- Zahlreiche kunstvoll gestaltete islamische Grabsteine mit arabischen und osmanischen Inschriften
Die unterschiedlichen Bestattungstraditionen und Grabgestaltungen machen den Friedhof zu einem faszinierenden Ort kultureller Begegnung. Der islamische Teil mit seinen orientalischen Grabsteinen und dem kleinen Mausoleum bildet einen reizvollen Kontrast zu den preußischen Militärgräbern mit ihren strengen Kreuzen und Obelisken.
Der Friedhof ist täglich von 8 bis 20 Uhr (im Winter bis 17 Uhr) geöffnet und frei zugänglich. Führungen werden vom Heimatverein Tempelhof und vom Berliner Garnisonsfriedhof e.V. angeboten und vermitteln tiefere Einblicke in die Geschichte dieses besonderen Ortes.
6. Parkfriedhof Tempelhof: Grüne Oase mit beeindruckender Kapelle
Architektur und Parkgestaltung
Der Parkfriedhof Tempelhof ist weit mehr als nur ein Friedhof – er ist eine kunstvoll gestaltete Parkanlage mit einer beeindruckenden Kapelle im expressionistischen Stil. Der 1909 eröffnete Friedhof wurde nach den Prinzipien der Reformbewegung gestaltet, die Friedhöfe als würdevolle Parkanlagen konzipierte. Das Ergebnis ist eine harmonische Verbindung von Natur und Architektur, die zum Spazierengehen und Verweilen einlädt.
Die Friedhofskapelle, entworfen vom Architekten Fritz Bräuning, ist ein beeindruckendes Beispiel expressionistischer Sakralarchitektur. Der markante Bau mit seinem pyramidenförmigen Dach und den expressiven Formen wurde 1927 eingeweiht und steht heute unter Denkmalschutz. Besonders sehenswert sind die kunstvollen Bleiglasfenster, die das Innere in ein mystisches Licht tauchen.
Bedeutende Gräber und Naturerlebnis
Auf dem Parkfriedhof Tempelhof finden sich die Gräber zahlreicher bekannter Persönlichkeiten, darunter:
- Kurt Tucholsky, der berühmte Schriftsteller und Journalist (Ehrengrab)
- Marlene Dietrich, die Filmikone und Sängerin (Ehrengrab)
- Friedrich Ebert Junior, Oberbürgermeister von Ost-Berlin und Sohn des ersten Reichspräsidenten
- Zahlreiche Künstler, Wissenschaftler und Politiker, die die Berliner Geschichte prägten
Neben seiner kulturhistorischen Bedeutung ist der Parkfriedhof auch ein wichtiger Naturraum. Der alte Baumbestand beherbergt zahlreiche Vogelarten, und die weitläufigen Rasenflächen und Blumenbeete bieten einen Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Naturlehrpfade informieren über die ökologische Bedeutung des Friedhofs und die dort heimischen Tier- und Pflanzenarten.
Der Parkfriedhof Tempelhof ist täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet und kostenlos zugänglich. Führungen werden nach Voranmeldung angeboten und beleuchten sowohl die architektonischen als auch die kulturhistorischen Aspekte dieser besonderen Anlage.
A 7. Mariendorfer Damm 111: Verborgenes Baudenkmal mit ungewöhnlicher Geschichte
Geschichte und Architektur
Das unscheinbare Gebäude Mariendorfer Damm 111 verbirgt hinter seiner Fassade eine faszinierende Geschichte und überraschende architektonische Details. Es handelt sich um ein ehemaliges Kino aus den 1920er Jahren, das später als Tanzlokal und Veranstaltungsort diente. Das Gebäude wurde im Art-Déco-Stil erbaut und verfügt über einen bemerkenswerten Festsaal mit originaler Stuckdecke und kunstvollen Wandvertäfelungen.
Was das Gebäude besonders interessant macht, ist seine wechselvolle Nutzungsgeschichte. In den 1920er Jahren als Lichtspielhaus eröffnet, entwickelte es sich in den 1930er Jahren zu einem beliebten Tanzlokal. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es zeitweise als amerikanischer Soldatenclub und später als Veranstaltungsort für die türkische Community in Berlin. Diese verschiedenen Nutzungen haben ihre Spuren hinterlassen und dem Gebäude eine einzigartige Patina verliehen.
Aktuelle Nutzung und Besichtigungsmöglichkeiten
Heute beherbergt das Gebäude ein Kulturzentrum, das verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen anbietet. Der historische Festsaal wurde behutsam restauriert und vermittelt einen authentischen Eindruck von der Atmosphäre der 1920er Jahre. Besonders beeindruckend sind die originalen Leuchter und die Bühne mit ihrem historischen Vorhang.
Das Gebäude kann im Rahmen von Veranstaltungen besichtigt werden, die regelmäßig stattfinden und auf der Website des Kulturzentrums angekündigt werden. Außerdem beteiligt sich das Haus am Tag des offenen Denkmals, an dem Führungen durch die historischen Räume angeboten werden. Der Besuch lohnt sich besonders für Liebhaber der Architektur der 1920er Jahre und für alle, die sich für die Kulturgeschichte Berlins interessieren.
8. Viktoriapark Kreuzberg: Versteckte Wasserfälle und Panoramablicke
Geschichte und Gestaltung
Der Viktoriapark am Kreuzberg liegt am nordwestlichen Rand von Tempelhof und bietet eines der beeindruckendsten Naturerlebnisse der Stadt. Der Park wurde im 19. Jahrhundert auf dem Kreuzberg, der mit 66 Metern höchsten natürlichen Erhebung im inneren Stadtgebiet, angelegt. Seine besondere Attraktion ist der künstliche Wasserfall, der vom Gipfel des Berges in die Tiefe stürzt und von felsigen Schluchten und üppiger Vegetation umgeben ist.
Die Parkanlage wurde von Gustav Meyer, einem der bedeutendsten Landschaftsarchitekten seiner Zeit, entworfen und 1894 eröffnet. Meyer schuf eine romantische Landschaft mit gewundenen Wegen, dramatischen Felsformationen und versteckten Aussichtspunkten. Auf dem Gipfel des Kreuzbergs steht das Nationaldenkmal für die Befreiungskriege, ein neogotisches Monument, das 1821 eingeweiht wurde und dem Berg seinen Namen gab.
Besonderheiten und Ausblicke
Das Highlight des Parks ist zweifellos der künstliche Wasserfall, der eine Höhe von etwa 24 Metern überwindet und in warmen Monaten in Betrieb ist. Er wurde nach dem Vorbild schlesischer Wasserfälle gestaltet und erinnert an die verlorenen deutschen Ostgebiete. Der Weg entlang des Wasserfalls, der über kleine Brücken und durch felsige Passagen führt, vermittelt ein fast alpines Gefühl – mitten in Berlin.
Vom Gipfel des Kreuzbergs bietet sich ein beeindruckender Panoramablick über die Stadt. Bei klarem Wetter reicht die Sicht bis zum Fernsehturm am Alexanderplatz, zum Tempelhofer Feld und zu den Hochhäusern am Potsdamer Platz. Die Aussichtsplattform am Nationaldenkmal ist ein beliebter Ort, um den Sonnenuntergang über der Stadtlandschaft zu beobachten.
Der Park ist täglich geöffnet und kostenlos zugänglich. In den Sommermonaten ist er ein beliebtes Ziel für Picknicks und Grillfeste. Am Fuße des Berges befindet sich ein kleiner Weinberg, auf dem seit den 1970er Jahren wieder Wein angebaut wird – eine Reminiszenz an die Weinbautradition, die es in Berlin bis ins 19. Jahrhundert gab.
9. Rathaus Tempelhof: Architektonisches Juwel der 1920er Jahre
Geschichte und Architektur
Das Rathaus Tempelhof ist ein beeindruckendes Beispiel der Verwaltungsarchitektur der 1920er Jahre und ein wichtiges Baudenkmal des Bezirks. Es wurde zwischen 1920 und 1938 nach Plänen von Fritz Bräuning erbaut, der auch für andere bedeutende Bauten in Tempelhof verantwortlich zeichnete. Der monumentale Bau mit seiner markanten roten Klinkerfassade und den expressionistischen Details ist ein charakteristisches Beispiel für die Architektur der späten Weimarer Republik.
Besonders bemerkenswert ist der achteckige Turm, der das Gebäude krönt und weithin sichtbar ist. Er wurde als Symbol der kommunalen Selbstverwaltung konzipiert und ist mit einer Uhr und künstlerischen Reliefs geschmückt. Die Hauptfassade zum Tempelhofer Damm wird durch einen repräsentativen Eingangsbereich mit Figurenschmuck akzentuiert, der die verschiedenen Berufe und Stände der Bevölkerung darstellt.
Innenräume und aktuelle Nutzung
Im Inneren des Rathauses haben sich zahlreiche originale Elemente erhalten, darunter die imposante Eingangshalle mit Marmorsäulen, aufwändige Holzvertäfelungen und kunstvolle Leuchten. Besonders sehenswert ist der ehemalige Sitzungssaal mit seiner aufwändigen Deckengestaltung und den original erhaltenen Möbeln.
Heute dient das Gebäude als Verwaltungssitz für verschiedene Abteilungen des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg. Teile des Gebäudes sind öffentlich zugänglich, darunter die Eingangshalle und verschiedene Dienstleistungsbereiche. Führungen durch die historischen Räume werden am Tag des offenen Denkmals und nach Voranmeldung für Gruppen angeboten.
Das Rathaus Tempelhof ist ein lebendiges Denkmal der Berliner Verwaltungsgeschichte und ein Symbol für die Bedeutung Tempelhofs als eigenständiger Bezirk vor der Berliner Verwaltungsreform. Der Besuch lohnt sich sowohl für Architekturinteressierte als auch für alle, die einen Einblick in die Geschichte der Berliner Kommunalverwaltung gewinnen möchten.
10. Tempelhofer Wasserturm: Industrie-Monument mit Panoramablick
Geschichte und Architektur
Der Tempelhofer Wasserturm ist ein beeindruckendes Relikt der industriellen Vergangenheit des Bezirks und ein weithin sichtbares Wahrzeichen. Der 1893-94 erbaute Turm im neogotischen Stil versorgte einst die wachsende Bevölkerung Tempelhofs mit Trinkwasser. Mit seiner markanten Silhouette aus rotem Klinker und den charakteristischen Spitzbögen ist er ein herausragendes Beispiel der Industriearchitektur des späten 19. Jahrhunderts.
Der 50 Meter hohe Turm beherbergte ursprünglich einen Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 500 Kubikmetern. Die aufwändige architektonische Gestaltung mit Turmspitzen, Blendarkaden und dekorativen Elementen zeigt, dass Industriebauten im 19. Jahrhundert nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend gestaltet wurden. Der Wasserturm blieb bis in die 1950er Jahre in Betrieb, bevor er durch moderne Wasserversorgungssysteme ersetzt wurde.
Aktuelle Nutzung und Besichtigungsmöglichkeiten
Nach einer Phase des Leerstands und drohenden Verfalls wurde der Wasserturm in den 1990er Jahren restauriert und einer neuen Nutzung zugeführt. Heute beherbergt er Büroräume und Ateliers für kreative Unternehmen. Die oberen Etagen und die ehemalige Wasserkammer wurden zu einer Eventhalle mit spektakulärem Ausblick über Berlin umgebaut.
Der Turm ist nicht regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich, kann aber im Rahmen von geführten Touren, die mehrmals im Jahr angeboten werden, besichtigt werden. Auch am Tag des offenen Denkmals öffnet der Wasserturm seine Türen für Besucher. Die Aussichtsplattform im oberen Bereich bietet einen beeindruckenden 360-Grad-Blick über Tempelhof und die angrenzenden Bezirke.
Der Besuch des Wasserturms lohnt sich besonders für Liebhaber der Industriearchitektur und für alle, die einen ungewöhnlichen Blick auf Berlin genießen möchten. Die Kombination aus historischer Substanz und moderner Nutzung macht ihn zu einem faszinierenden Beispiel für den kreativen Umgang mit dem industriellen Erbe der Stadt.
Fazit: Tempelhof jenseits des Flugfelds entdecken
Tempelhof bietet weit mehr als nur das berühmte Flugfeld. Die hier vorgestellten zehn Sehenswürdigkeiten zeigen die vielfältigen Facetten dieses geschichtsträchtigen Bezirks – von mittelalterlicher Kirchenarchitektur über industrielles Erbe bis hin zu versteckten Grünoasen und kulturellen Zentren. Sie zeugen von der bewegten Geschichte Tempelhofs und seiner Entwicklung vom dörflichen Vorort zum lebendigen Stadtbezirk.
Die meisten dieser Sehenswürdigkeiten liegen abseits der ausgetretenen Touristenpfade und ermöglichen es, ein authentisches Berlin jenseits der bekannten Attraktionen zu entdecken. Ein Spaziergang durch Tempelhof, der mehrere dieser Orte verbindet, bietet tiefe Einblicke in die Geschichte und Kultur des Bezirks und zeigt die vielfältigen Einflüsse, die ihn geprägt haben.
Ob historisch interessiert, architekturbegeistert oder einfach auf der Suche nach versteckten Schätzen – die unterschätzten Sehenswürdigkeiten Tempelhofs haben für jeden etwas zu bieten. Sie laden dazu ein, den Bezirk mit anderen Augen zu sehen und seine verborgenen Qualitäten zu entdecken. Eine Entdeckungstour durch Tempelhof abseits des Flugfelds lohnt sich zu jeder Jahreszeit und offenbart die faszinierende Vielfalt dieses besonderen Berliner Bezirks.