Kultur und Unterhaltung auf historischem Gelände
Wenn die warmen Tage in Berlin beginnen, erwacht das weitläufige Tempelhofer Feld zu besonderem Leben. Der „Tempelhofer Sommer“ und das „Sommerfestival am Flughafen Tempelhof“ haben sich in den letzten Jahren zu kulturellen Höhepunkten der Berliner Open-Air-Saison entwickelt. Auf dem historischen Gelände des ehemaligen Flughafens finden zwischen Juni und September zahlreiche Veranstaltungen statt, die Musik, Kunst, Film und kulinarische Genüsse unter freiem Himmel vereinen. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über diese sommerlichen Highlights und ihre Besonderheiten auf einem der faszinierendsten urbanen Freiflächen Europas.
Die Tempelhofer Freiheit als einzigartige Veranstaltungsfläche
Geschichte und Bedeutung des Geländes
Das Tempelhofer Feld hat eine bewegte Geschichte, die seine besondere Atmosphäre bis heute prägt. Als einer der ersten Flughäfen der Welt und Schauplatz der Berliner Luftbrücke ist der Ort tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert. Nach der Schließung des Flughafens im Jahr 2008 und dem erfolgreichen Volksentscheid zum Erhalt der Freifläche im Jahr 2014 hat sich das 355 Hektar große Areal zu einem einzigartigen urbanen Freiraum entwickelt.
Die weite, offene Landschaft mit den ehemaligen Start- und Landebahnen, das imposante Flughafengebäude aus den 1930er Jahren und der ungehinderte Blick über die Stadt schaffen eine Kulisse, die in ihrer Dimension und historischen Tiefe weltweit einzigartig ist. Diese besondere Atmosphäre zwischen Freiheit und Geschichte bildet den perfekten Rahmen für die kulturellen Veranstaltungen des Tempelhofer Sommers.
Infrastruktur für Veranstaltungen
Für die verschiedenen Events des Tempelhofer Sommers werden temporäre Infrastrukturen geschaffen, die die vorhandenen Flächen optimal nutzen. Je nach Veranstaltung entstehen Bühnen, Zeltlandschaften, Open-Air-Kinos oder Food-Market-Bereiche, die sich harmonisch in die weitläufige Landschaft einfügen. Besonders die alten Flugzeughangars und Vorfeldbereiche am Rande des Feldes eignen sich ideal für größere Veranstaltungen.
Die Organisatoren des Tempelhofer Sommers legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die temporären Bauten werden umweltfreundlich konzipiert, Müllvermeidungskonzepte umgesetzt und die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefördert. Diese ökologische Ausrichtung passt zum Charakter des Tempelhofer Feldes als urbane Naturoase.
Der Tempelhofer Sommer: Vielfältiges Kulturprogramm für alle
Konzeption und Philosophie
Der „Tempelhofer Sommer“ bezeichnet keine einzelne Veranstaltung, sondern ein Gesamtkonzept verschiedener kultureller Angebote, die über die Sommermonate auf dem Tempelhofer Feld stattfinden. Die grundlegende Philosophie dabei ist, kulturelle Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen – unabhängig von Alter, Herkunft oder finanziellen Möglichkeiten.
Getragen wird das Konzept von einem Netzwerk aus lokalen Kulturinitiativen, dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Diese Zusammenarbeit gewährleistet eine breite Vielfalt an Veranstaltungen und sorgt dafür, dass sowohl etablierte Kulturinstitutionen als auch innovative Graswurzelinitiativen ihren Platz im Programm finden.
Regelmäßige Veranstaltungsreihen
Sonntags-Konzerte am Flugfeld
Die „Sonntags-Konzerte am Flugfeld“ haben sich zu einem beliebten Format entwickelt. An jedem zweiten Sonntag von Juni bis September wird eine mobile Bühne an wechselnden Standorten auf dem Tempelhofer Feld aufgebaut. Das musikalische Spektrum reicht von Klassik und Jazz über Weltmusik bis hin zu aktuellen Berliner Bands. Die Konzerte sind kostenlos und beginnen am Nachmittag, so dass sie ideal für Familien und Sonntags-Spaziergänger sind.
Ein besonderes Highlight ist das Format „Klassik trifft Flugfeld“, bei dem Ensembles der Berliner Philharmoniker oder der Deutschen Oper in ungewöhnlicher Umgebung auftreten. Der Kontrast zwischen hochkultureller Musik und der urbanen Freifläche schafft einzigartige Hörerlebnisse und macht klassische Musik für ein breites Publikum zugänglich.
Open-Air-Kino unter den Sternen
Das „Tempelhofer Freiluftkino“ zeigt von Juli bis August an zwei bis drei Abenden pro Woche ausgewählte Filme auf einer großen Leinwand. Das Programm umfasst aktuelle Arthouse-Produktionen, internationale Festivalfavoriten und thematisch passende Klassiker – etwa Filme, die sich mit Luftfahrt, Berliner Geschichte oder urbanen Freiräumen beschäftigen.
Besonders beliebt sind die „Flugfeld-Filmgeschichten“, bei denen Filme gezeigt werden, die einen direkten Bezug zum Flughafen Tempelhof haben – von historischen Dokumentationen über die Luftbrücke bis hin zu Spielfilmen, die am Originalschauplatz gedreht wurden. Vor den Vorführungen geben Filmexperten oder Zeitzeugen kurze Einführungen, die den historischen Kontext beleuchten.
Kunstinstallationen im öffentlichen Raum
Temporäre Kunstinstallationen sind ein weiterer wichtiger Bestandteil des Tempelhofer Sommers. Jedes Jahr werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, Werke zu schaffen, die sich mit dem besonderen Ort auseinandersetzen. Diese „Kunst am Feld“-Projekte nutzen die Weite des Geländes für großformatige Installationen, interaktive Kunstwerke oder performative Interventionen.
Die Kunstwerke werden durch Informationstafeln erläutert und oft durch Künstlergespräche oder Führungen ergänzt. Dadurch entsteht ein niedrigschwelliger Zugang zu zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum. Die Installationen verändern sich im Laufe des Sommers oder werden durch neue ersetzt, so dass Stammbesucher immer wieder Neues entdecken können.
Community-Events und Workshops
Interkulturelle Gartenfeste
In den Urban-Gardening-Projekten am Rand des Tempelhofer Feldes finden während des Tempelhofer Sommers regelmäßig „Interkulturelle Gartenfeste“ statt. Diese Veranstaltungen verbinden kulinarische Genüsse aus selbst angebauten Produkten mit Musik, Gesprächen und Workshops rund um nachhaltiges Gärtnern in der Stadt.
Die Gemeinschaftsgärten wie das bekannte „Allmende-Kontor“ öffnen ihre Tore für Besucher, bieten Führungen an und laden zum Mitmachen ein. Diese Veranstaltungen fördern nicht nur den interkulturellen Austausch, sondern sensibilisieren auch für Themen wie Biodiversität in der Stadt, Selbstversorgung und gemeinschaftliches Handeln.
Kreativ-Workshops für alle Generationen
Jeden Samstag während der Sommermonate werden kostenfreie Kreativ-Workshops für verschiedene Altersgruppen angeboten. Unter dem Motto „Tempelhof kreativ“ können Interessierte unter Anleitung professioneller Künstler und Pädagogen malen, bauen, tanzen oder schreiben. Die Workshops finden in speziell eingerichteten Zelten oder – bei gutem Wetter – direkt unter freiem Himmel statt.
Besonders beliebt sind die „Flugzeug-Werkstätten“ für Kinder, in denen aus Recyclingmaterialien fantasievolle Flugobjekte gebastelt werden, oder die „Schreibwerkstatt Tempelhof“, in der literarische Texte zum Thema Freiheit und urbaner Raum entstehen. Die Ergebnisse der Workshops werden regelmäßig in kleinen Ausstellungen oder Aufführungen präsentiert.
Sportliche Aktivitäten und Bewegungsangebote
Sport und Bewegung sind integrale Bestandteile des Tempelhofer Sommers. Unter dem Titel „Bewegt im Freien“ werden kostenlose Kurse wie Yoga, Tai-Chi oder Fitness-Training angeboten, die für alle Alters- und Fitnesslevels geeignet sind. Die weitläufigen Flächen und die frische Luft schaffen ideale Bedingungen für Bewegung in der Gruppe.
Ein Highlight ist der jährliche „Tempelhofer Sommerathlon“, ein spielerischer Wettbewerb, bei dem Teams in verschiedenen, teils skurrilen Disziplinen gegeneinander antreten – von Rollbahn-Staffellauf über Frisbee-Zielwurf bis hin zu Kiteboard-Rennen ohne Wind, bei denen die Teilnehmer ihre selbstgebauten Gefährte über das Feld ziehen müssen.
Das Sommerfestival am Flughafen Tempelhof: Das kulturelle Highlight des Sommers
Konzept und Entwicklung
Das „Sommerfestival am Flughafen Tempelhof“ ist das großformatige Highlight des Tempelhofer Sommers. Im Gegensatz zu den kontinuierlichen Veranstaltungsreihen handelt es sich hierbei um ein konzentriertes, mehrtägiges Kulturfestival, das in der Regel an einem Wochenende im August stattfindet. Das Festival wurde 2015 ins Leben gerufen und hat sich seither zu einem der bedeutendsten Sommerevents der Berliner Kulturszene entwickelt.
Das Konzept des Festivals beruht auf der Idee, verschiedene Kunstformen und kulturelle Ausdrucksweisen zusammenzubringen und die besondere Atmosphäre des historischen Ortes zu nutzen. Musikalische Darbietungen, Theaterstücke, Tanzperformances, Kunstinstallationen und kulinarische Angebote verbinden sich zu einem ganzheitlichen Kulturerlebnis, das alle Sinne anspricht.
Das Festival wächst kontinuierlich und zieht mittlerweile an drei Tagen bis zu 50.000 Besucher an. Trotz dieser Größe bemühen sich die Veranstalter, den inklusiven und niedrigschwelligen Charakter zu bewahren. Neben kostenpflichtigen Konzerten und Aufführungen gibt es immer auch ein umfangreiches kostenfreies Programm.
Programmstruktur und Highlights
Hauptbühne und Staracts
Die Hauptbühne des Sommerfestivals wird direkt vor dem imposanten Flughafengebäude aufgebaut und bietet Platz für bis zu 15.000 Zuschauer. Hier treten nationale und internationale Musikacts auf, wobei die Programmgestaltung bewusst eklektisch ist: Ein Abend kann der elektronischen Musik gewidmet sein, der nächste bringt internationale Weltmusik-Stars auf die Bühne, während der Abschlussabend oft von einem sinfonischen Konzert mit visuellen Elementen gestaltet wird.
Zu den bekanntesten Acts, die in den vergangenen Jahren auf der Hauptbühne des Sommerfestivals aufgetreten sind, zählen Künstler wie Patti Smith, Seeed, Ólafur Arnalds oder das Berliner Symphonieorchester. Die spektakuläre Kulisse und die besondere Akustik auf dem weiten Feld machen diese Konzerte zu unvergesslichen Erlebnissen.
Thematische Nebenbühnen und Aktionsräume
Neben der Hauptbühne werden über das Festivalgelände verteilt mehrere kleinere Bühnen und Aktionsräume eingerichtet, die unterschiedlichen Themen und Kunstformen gewidmet sind. Die „Jazz-Lounge“ in einem umfunktionierten Hangar präsentiert aufstrebende Talente der Berliner Jazzszene, während die „Wortbühne“ Lesungen, Poetry Slams und literarische Performances beherbergt.
Besonders innovativ ist die „Klangfeld-Bühne“, auf der experimentelle Musikprojekte präsentiert werden, die mit der besonderen Akustik des Ortes arbeiten. Hier werden Kompositionen aufgeführt, die speziell für das Tempelhofer Feld geschrieben wurden und die Weite des Raumes sowie die umgebenden Stadtgeräusche in ihre Klangerlebnisse einbeziehen.
Theater und Performance
Theater- und Performancekunst spielt eine wichtige Rolle beim Sommerfestival. Freie Theatergruppen, Tänzer und Performance-Künstler bespielen ungewöhnliche Orte auf dem Gelände. Von ortsspezifischen Inszenierungen in den Hangars bis hin zu mobilen Performances, die über das Feld ziehen – die Grenzen zwischen Zuschauern und Darstellern verschwimmen dabei oft.
Ein Highlight der letzten Jahre war die „Flughafen-Revue“, eine theatrale Zeitreise durch die Geschichte des Ortes, bei der das Publikum von Szene zu Szene geführt wurde und an verschiedenen Stationen historische Momente neu interpretiert erlebte. Diese immersive Form des Theaters nutzt die authentische Umgebung optimal und schafft intensive Erlebnisse.
Kulinarische Meile und Designmarkt
Das kulinarische Angebot ist ein wichtiger Bestandteil des Festivals und spiegelt die kulturelle Vielfalt Berlins wider. Die „Kulinarische Meile“ erstreckt sich entlang einer der ehemaligen Rollbahnen und versammelt Food-Trucks und Stände, die internationale Spezialitäten anbieten. Dabei wird auf nachhaltige und regionale Produkte geachtet, und es gibt immer eine große Auswahl an vegetarischen und veganen Optionen.
Ergänzt wird das gastronomische Angebot durch einen Designmarkt, auf dem lokale Kreative ihre Produkte präsentieren – von Mode über Schmuck bis hin zu Wohnaccessoires. Der Fokus liegt dabei auf nachhaltigen, handgefertigten Stücken mit Bezug zu Berlin und insbesondere zu Tempelhof.
Rahmenprogramm und spezielle Angebote
Historische Führungen
Während des Festivals werden spezielle Führungen angeboten, die die Geschichte des Flughafens Tempelhof beleuchten. Experten führen durch Teile des historischen Gebäudes, die normalerweise nicht zugänglich sind, und erzählen von der bewegten Vergangenheit des Ortes – von der NS-Zeit über die Berliner Luftbrücke bis hin zur Nachwendezeit und der neuen Nutzung als urbaner Freiraum.
Besonders nachgefragt sind die Führungen „Unterirdisches Tempelhof“, die in die Bunkeranlagen unter dem Flughafengebäude führen, oder die „Rooftop-Touren“, bei denen Besucher die spektakuläre Aussicht vom Dach des monumentalen Gebäudes genießen können.
Familienprogramm und Kinderbereich
Für Familien mit Kindern wird ein spezieller Bereich eingerichtet, der altersgerechte Unterhaltung und Mitmachaktionen bietet. Der „Kinder-Flughafen“ ist ein kreativ gestalteter Spielbereich, in dem die Kleinen in verschiedene Rollen schlüpfen können – vom Piloten bis zum Fluglotsen. Professionelle Pädagogen betreuen Bastelaktionen, Theaterworkshops und musikalische Angebote.
Ein beliebtes Angebot ist das „Familien-Picknick“ am Sonntagmittag, bei dem Kindermusiker auftreten und gemeinsames Essen in entspannter Atmosphäre möglich ist. Für dieses Event können Familien spezielle Picknick-Körbe mit regionalen Produkten vorbestellen.
Nachhaltigkeitsforum und Zukunftslabor
Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Sommerfestival eine zentrale Rolle. Im „Zukunftslabor“, einem speziell eingerichteten Zeltbereich, diskutieren Experten und Bürger über nachhaltige Stadtentwicklung, urbane Freiräume und klimafreundliches Leben in der Großstadt. Workshops, Podiumsdiskussionen und interaktive Installationen vermitteln Wissen und regen zum Mitmachen an.
Das „Urban Farming Lab“ zeigt praktische Möglichkeiten für städtische Lebensmittelproduktion, während die „Upcycling-Werkstatt“ demonstriert, wie aus vermeintlichen Abfallprodukten neue, nützliche Gegenstände entstehen können. Diese Bildungsangebote sind eng mit dem Festival-Erlebnis verknüpft und sollen inspirieren, ohne belehrend zu wirken.
Organisation, Finanzierung und Nachhaltigkeit
Trägerschaft und Partnerschaften
Der Tempelhofer Sommer und das Sommerfestival werden von einem breiten Bündnis getragen. Die Gesamtkoordination liegt beim Verein „Tempelhof Kultur“, der sich aus Vertretern lokaler Kulturinitiativen, dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und engagierten Bürgern zusammensetzt. Unterstützt wird dieser Kern-Organisationskreis von zahlreichen Partnern aus Kultur, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Wichtige institutionelle Partner sind die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, die Tempelhof Projekt GmbH als Verwalterin des Flughafengebäudes und verschiedene Berliner Kulturinstitutionen wie die Berliner Festspiele oder die Stiftung Stadtmuseum Berlin. Hinzu kommen Kooperationen mit lokalen Vereinen, Bildungseinrichtungen und sozialen Initiativen.
Finanzierungsmodell und Zugänglichkeit
Die Finanzierung der Veranstaltungen basiert auf einem Mischmodell. Grundfinanzierung kommt aus öffentlichen Mitteln des Landes Berlin und des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Hinzu kommen Einnahmen aus Ticketverkäufen für bestimmte Programmpunkte des Sommerfestivals, Sponsorengelder von lokalen Unternehmen und Fördermittel verschiedener Kulturstiftungen.
Ein wichtiges Prinzip ist dabei, dass ein substantieller Teil des Programms kostenfrei zugänglich bleibt, um kulturelle Teilhabe für alle zu ermöglichen. Für kostenpflichtige Veranstaltungen gibt es Ermäßigungen für einkommensschwache Gruppen, und ein Kontingent an Freikarten wird an soziale Einrichtungen vergeben.
Ökologisches Konzept
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein thematischer Schwerpunkt des Programms, sondern wird auch in der Organisation konsequent umgesetzt. Ein umfassendes ökologisches Konzept umfasst:
- Energieversorgung durch erneuerbare Energien (Solaranlagen und Ökostrom)
- Umfassendes Abfallvermeidungs- und Recyclingkonzept
- Verwendung von Mehrweggeschirr und -bechern mit Pfandsystem
- Einsatz von Komposttoiletten statt chemischer Sanitäranlagen
- Förderung der An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrrad (inklusive bewachter Fahrradparkplätze)
- Bevorzugung regionaler und saisonaler Produkte bei allen gastronomischen Angeboten
Diese Maßnahmen reduzieren nicht nur den ökologischen Fußabdruck der Veranstaltung, sondern dienen auch als praktisches Beispiel dafür, wie Großveranstaltungen nachhaltig organisiert werden können.
Kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung
Identifikation und gemeinschaftliche Teilhabe
Der Tempelhofer Sommer und das Sommerfestival haben sich zu wichtigen Identifikationspunkten für den Bezirk und darüber hinaus entwickelt. Sie stärken das Gemeinschaftsgefühl und das bürgerschaftliche Engagement, indem sie Raum für gemeinschaftliches Erleben und aktive Teilhabe bieten. Insbesondere die partizipativen Elemente des Programms fördern den Dialog zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und schaffen ein Gefühl der Mitverantwortung für den öffentlichen Raum.
Durch die kontinuierliche Einbindung lokaler Akteure wird sichergestellt, dass die Veranstaltungen nicht als kommerzielle Events „von oben“ wahrgenommen werden, sondern als authentischer Ausdruck der lebendigen Kultur des Bezirks. Dies trägt zur Akzeptanz bei und fördert die langfristige Bindung der Bevölkerung an „ihren“ Tempelhofer Sommer.
Kulturtourismus und überregionale Strahlkraft
Über die lokale Bedeutung hinaus haben der Tempelhofer Sommer und insbesondere das Sommerfestival eine wachsende überregionale Strahlkraft entwickelt. Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet und zunehmend auch aus dem Ausland reisen gezielt zu diesen Veranstaltungen an und entdecken so einen Teil Berlins abseits der üblichen touristischen Pfade.
Diese Entwicklung zum Kulturtourismus-Magneten bringt wirtschaftliche Impulse für den Bezirk und stärkt das Profil Tempelhofs als kulturell lebendigen und innovativen Standort. Hotels, Restaurants und lokale Geschäfte profitieren von den zusätzlichen Besuchern, und das positive Image strahlt auf den gesamten Bezirk aus.
Modellcharakter für kulturelle Nutzung öffentlicher Räume
Der Tempelhofer Sommer gilt mittlerweile als Modellprojekt für die kulturelle Nutzung öffentlicher Räume. Die gelungene Balance zwischen künstlerischer Qualität, Zugänglichkeit für alle Bevölkerungsgruppen und ökologischer Verantwortung hat Vorbildcharakter für ähnliche Projekte in anderen Städten. Delegationen aus dem In- und Ausland besuchen regelmäßig die Veranstaltungen, um Anregungen für ihre eigenen urbanen Kulturprojekte zu sammeln.
Besonders hervorgehoben wird dabei der respektvolle Umgang mit dem historischen Erbe des Ortes. Die Veranstaltungen des Tempelhofer Sommers thematisieren die Geschichte des Flughafens, ohne sie zu kommerzialisieren oder zu trivialisieren. Diese reflektierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bei gleichzeitiger Entwicklung neuer kultureller Ausdrucksformen gilt als beispielhaft für den Umgang mit historisch bedeutsamen öffentlichen Räumen.
Praktische Informationen für Besucher
Terminübersicht und Programm
Die Veranstaltungen des Tempelhofer Sommers erstrecken sich in der Regel von Anfang Juni bis Ende September. Das genaue Programm wird jedes Jahr im Frühjahr auf der offiziellen Website veröffentlicht und durch gedruckte Programmhefte ergänzt, die an verschiedenen Stellen in der Stadt ausliegen.
Das Sommerfestival findet traditionell am dritten Wochenende im August statt und dauert von Freitagnachmittag bis Sonntagabend. Für das Festival wird ein separates Programm veröffentlicht, das etwa zwei Monate vor der Veranstaltung erhältlich ist. Tickets für kostenpflichtige Programmpunkte können online oder an verschiedenen Vorverkaufsstellen erworben werden.
Anreise und Zugänglichkeit
Das Tempelhofer Feld ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die U-Bahnlinien U6 (Stationen Platz der Luftbrücke und Paradestraße) und U8 (Station Boddinstraße) halten in unmittelbarer Nähe. Während des Sommerfestivals werden zusätzliche Busse eingesetzt, die einen Shuttle-Service von den U-Bahnstationen zum Festivalgelände anbieten.
Für Besucher mit eingeschränkter Mobilität sind spezielle Zugänge eingerichtet. Das gesamte Gelände ist barrierefrei gestaltet, und es stehen Rollstuhlpodeste bei den Bühnen zur Verfügung. Gebärdensprachdolmetscher begleiten ausgewählte Veranstaltungen, und Programminformationen werden auch in Brailleschrift und Leichter Sprache angeboten.
Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie
Für Besucher von außerhalb gibt es rund um das Tempelhofer Feld verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten in allen Preisklassen. Von Budget-Hostels über Bed & Breakfasts bis hin zu designorientierten Boutique-Hotels ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei. Während des Sommerfestivals kooperieren die Veranstalter mit ausgewählten Unterkünften, die spezielle Festival-Pakete anbieten.
Die gastronomische Versorgung während der Veranstaltungen ist vielfältig. Neben den temporären Food-Ständen, die während des Sommerfestivals aufgebaut werden, gibt es rund um das Tempelhofer Feld zahlreiche Restaurants, Cafés und Imbisse. Die Bandbreite reicht von traditioneller Berliner Küche über internationale Spezialitäten bis hin zu innovativen Food-Konzepten, die die kulinarische Vielfalt der Stadt widerspiegeln.
Zukunftsperspektiven und Entwicklungspotenziale
Erweiterung und Verstetigung des Programms
Die Organisatoren arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Tempelhofer Sommers. Für die kommenden Jahre ist eine Ausweitung des Programms über die Sommermonate hinaus geplant. Unter dem Arbeitstitel „Tempelhof 365“ sollen auch in der kälteren Jahreszeit kulturelle Angebote geschaffen werden, die teilweise in Innenräumen des Flughafengebäudes stattfinden könnten.
Auch inhaltlich wird das Programm stetig weiterentwickelt. Neue Themenfelder wie digitale Kunst, Virtual Reality oder die Verbindung von Wissenschaft und Kunst sollen künftig stärker berücksichtigt werden. Gleichzeitig bleibt der Fokus auf partizipativen Formaten und niedrigschwelligen Zugängen erhalten.
Internationale Vernetzung und Austausch
Ein weiteres Entwicklungsziel ist die stärkere internationale Vernetzung. Durch Kooperationen mit ähnlichen Projekten in anderen Städten sollen Künstleraustausche ermöglicht und gemeinsame Produktionen realisiert werden. Besonders der Austausch mit anderen Orten, die – ähnlich wie der Flughafen Tempelhof – eine Transformation von ihrer ursprünglichen Nutzung hin zu kulturellen Zwecken durchlaufen haben, steht dabei im Fokus.
Erste Partnerschaften bestehen bereits mit dem „Superkilen Park“ in Kopenhagen, dem „High Line Park“ in New York und dem „Cultuurpark Westergasfabriek“ in Amsterdam. Diese Vernetzung soll nicht nur den künstlerischen Austausch fördern, sondern auch dazu beitragen, erfolgreiche Modelle der kulturellen Nutzung öffentlicher Räume weiterzuentwickeln und zu verbreiten.
Stärkere Einbindung digitaler Formate
Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten für kulturelle Formate, die in den kommenden Jahren stärker genutzt werden sollen. Neben der Entwicklung einer interaktiven Festival-App sind auch Projekte geplant, die digitale und physische Erlebnisse verknüpfen, etwa mittels Augmented Reality oder ortsbezogener digitaler Installationen.
Durch digitale Dokumentation und Livestreaming sollen zudem mehr Menschen erreicht werden, die nicht persönlich an den Veranstaltungen teilnehmen können. So könnte der Tempelhofer Sommer seine Reichweite deutlich erhöhen und gleichzeitig neue künstlerische Ausdrucksformen erschließen, die das Potenzial digitaler Technologien nutzen.
Fazit: Kulturelles Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft
Der Tempelhofer Sommer und das Sommerfestival am Flughafen Tempelhof haben sich zu bedeutenden kulturellen Leuchtturmprojekten entwickelt, die weit über die Grenzen des Bezirks und der Stadt hinausstrahlen. Sie verbinden auf einzigartige Weise historisches Erbe mit zeitgenössischer Kultur, künstlerische Exzellenz mit breiter Teilhabe und urbane Lebensqualität mit ökologischer Verantwortung.
Die Veranstaltungen nutzen die besondere Atmosphäre und die einzigartige räumliche Situation des Tempelhofer Feldes optimal und schaffen damit unvergessliche kulturelle Erlebnisse. Sie demonstrieren, wie ein historisch bedeutsamer Ort durch kulturelle Nutzung neu interpretiert und für die Zukunft bewahrt werden kann, ohne seine Vergangenheit zu verleugnen.
Gleichzeitig leisten der Tempelhofer Sommer und das Sommerfestival einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt. Sie bringen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Altersgruppen und sozialer Milieus zusammen und schaffen einen Raum für Begegnung, Austausch und gemeinsames Erleben. In einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft ist diese integrative Kraft kultureller Veranstaltungen von unschätzbarem Wert.
Für Besucher bieten der Tempelhofer Sommer und das Sommerfestival die Gelegenheit, Berlin von einer anderen Seite kennenzulernen – jenseits der bekannten Touristenattraktionen und Hipster-Hotspots. Sie eröffnen Zugang zu einem Ort, der wie kaum ein anderer die Geschichte und Gegenwart der Stadt verkörpert und gleichzeitig ihre Zukunftspotenziale aufzeigt.
Die Kombination aus historischer Tiefe, kultureller Vielfalt, partizipativen Ansätzen und spektakulärer Kulisse macht den Tempelhofer Sommer zu einem einzigartigen Kulturerlebnis, das in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen dürfte. Wer das sommerliche Berlin in seiner ganzen Vielfalt erleben möchte, sollte sich einen Besuch auf dem Tempelhofer Feld nicht entgehen lassen – sei es für ein Konzert unter Sternenhimmel, einen Filmabend vor historischer Kulisse oder einfach zum Flanieren und Genießen der besonderen Atmosphäre dieses außergewöhnlichen Ortes.
Foto: Robert Schwarz on Unsplash